Donnerstag, 15. September 2016

Bullshitjob - Hofnarren des Kapitalismus

Hofnarren des Kapitalismus. Einfach eine wunderbare Formulierung. Danke für diesen Impuls.

Die beiden folgenden Sätze aus dem Artikel beschreiben aus meiner Sicht das was gesagt werden muss am besten:

"Sie wird ersetzt durch gesellschaftlich sinnlose Arbeit, so erkennbar hirnrissig, dass die Arbeitenden unmöglich selbst noch an sie glauben können."

"Die größten Arbeitssurrogate sind die, die eine Identifikation mit den Reichen und Mächtigen befördern. Es sind die Jobs der Unternehmensberater, der Fachanwälte für Gesellschaftsrecht, der Marketingspezialisten, der promovierten Finanzjongleure. Die Bullshitjobber sind die Hofnarren des Kapitalismus."

Mal unabhängig von der gesellschaftlichen Relevanz. Schauen wir mal nur auf den Mikrokosmos oder Pralleluniversum, den Maßstab überlasse ich euch, eines Unternehmens. Welchen Impact auf die Weiterentwicklung des Unternehmens oder die Generierung von tatsächlichem Mehrwert haben den viele Tätigkeiten oder gar ganze Jobs? Vielleicht ist der Job des Compliance Officers für ein Unternehmen mit Blick auf Datenschutz richtig, aber man muss genau drauf schauen was getan wird. Natürlich brauchen wir ein Gremium das sich mit der Freigabe von IT-Geldern beschäftigt. Wir müssen uns auch in Meetings treffen und abstimmen. Und man braucht auch mal eine Telko. Und je größer ein Unternehmen wird, desto mehr steigen die Administrationsaufgaben (vermutlich exponentiell zum Umsatz).
Problematisch und zum Bullshitjob wird es aber, wenn die Aufgaben, rational gesehen, > 50% an Selbstadimistration, Rechtertigungsaufgaben, rückwärtsgewandten Analysen und Schuldzuweisungen oder -abweisungen, übersteigt. Wenn ich den ganzen Tag nur damit beschäftigt bin Formulare auszufüllen, damit irgendjemand sagen kann er hat in irgendeinem Prozess irgendwo einen Harken. Wenn wir 8 h PPT malen, um Dinge zu erklären die man in 15 min auf der Tonspur hätte erklären oder mit gesundem Menschenverstand beantworten können. Wenn wir uns in Meetings setzen und sich keiner zuhört, weil alle in der Zeit ihr Mails beantworten (müssen), weil das sonst nicht schaffbar ist. Wenn wir Emotionen und Behauptungen anderer Bereiche - die keine Ahnung von unseren Job haben -  widerlegen müssen, anstatt uns mit der Optimierung und Weiterentwicklung unserer eigentlichen Aufgaben zu beschäftigen. Das ist alles tote Zeit, die nichts produziert.

Und da hab ich die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz tatsächlich noch überhaupt nicht beantwortet, sondern ja bewusst ausgeklammert.

Ich sag nicht, dass alle Unternehmensberater unnötig sind. Wenn sie einen Mehrwert liefern, bspw aufgrund von Expertise die im Unternehmen selbst nicht abgedeckt werden. Wenn wir aber Unternehmensberater engagieren die nur dazu da sind Entscheidungen oder Machtpositionen zu rechtfertigen, dann wird es zur reinen Selbstbeschäftigung, Nein, Selbstbefriedigung. Dann sind wir wieder beim Narzissmus und der Opportunität als "Fähnchen im Wind".

Und dann bin ich wieder beim zweiten Satz (s.o.): Jobs/ Tätigkeiten die die Identifikation mit den Reichen und Mächtigen befördern. Nicht nur Hofnarren des Kapitalismus, eher Sklaven der eigenen Unfreiheit, der eigenen kleinen Persönlichkeit und dem eigenen Mangel an Werten.

Es muss nicht jeder Brunnen bauen in Afrika. Aber lasst uns aufhören mit der rückwärtsgewandten und politischen Selbstbeschäftigung zur Befriedigung irgendwelcher Egos (im Zweifel der Eigenen). Das ist tote Zeit. Das ist Bullshit. Trefft Entscheidungen die dem Unternehmen (Parallel-Gesellschaft) weiterhelfen. Besser entscheiden, als nicht entscheiden. Machen! Einfach machen! Und lasst die Leute dabei auch Fehler machen. Lasst die Menschen selbst entscheiden. Als Führungskraft muss ich meinen Menschen das Warum erklären und beim Wie helfen. Das Was sollten sie selbst am besten können.
Und wer es dabei noch schafft sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, jeden Tag versucht einen besseren Job zu machen als gestern und dabei Herausforderungen als Chance sieht und positiv damit umgeht (Lächeln!), dann ist jeder Job kein Bullshitjob, sondern sinnvoll (wenn auch vllt nur im Mikrokosmos). Fragt euch jeden Tag, wenn das mein Laden wäre "what's in for me".

Oder wir fangen alle an in Afrika Brunnen zu bohren. Das wäre auch nicht schlimm. ;-)

Hier der Link zum Artikel auf Zeit-Online:
http://www.zeit.de/karriere/beruf/2016-08/david-graeber-berufe-bullshitjobs-unternehmensberater/komplettansicht

btw: Im Mittelteil wird es etwas dünn in der Argumentation. Aber die Grundaussage bleibt die gleiche. ;-) 

#Bullshitjobs #Businesskasper

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